Hofgarten > Die Hofgartenarkaden
Bereits Maximilian I. ließ seinen neu angelegten Hofgarten 1613/17 mit Arkaden einhegen, unter deren Bögen Kartone (gemalte Vorlagen) von Peter Candid für kostbare Wandbehänge mit Szenen aus dem Leben Ottos I. von Wittelsbach angebracht wurden (Tapisserien heute in den Steinzimmern). Über den nördlichen Arkadenreihen ließ Kurfürst Karl Theodor 1779/83 die öffentlich zugängliche „Hofgartengalerie“ errichten, in der bis zur Eröffnung der Alten Pinakothek unter Ludwig I. (1836) die berühmte Wittelsbacher Gemäldesammlung ausgestellt wurde.
Auch im 19. Jahrhundert blieben die Arkaden ein öffentlicher Schauplatz der Malerei: Zwischen 1816 und 1848 erneuerte Leo von Klenze die überkommene Hofgartenumbauung und öffnete die herrschaftliche Gartenanlage über das triumphale Hofgartentor (1816/18) und das angrenzende Bazargebäude (1825) mit Ladengeschäften zur Stadt und der neuen Ludwigstraße. Zwischen 1826 und 1829 wurde der im Westen an die Residenz anschließende Bereich der erneuerten Bogengänge zu Seiten des Hofgartentores von Schülern des Malers Peter von Cornelius mit historischen Fresken ausgemalt. Daneben schuf Carl Rottmann Wandgemälde italienischer Landschaften (1830/33, heute im Allerheiligengang der Residenz), während seine zunächst für die Nordarkaden geplante Serie griechischer Landschaften (ab 1838) dann doch in der Neuen Pinakothek ausgestellt wurde.
Der schon von Zeitgenossen viel beachtete und kontrovers diskutierte Freskenzyklus mit Darstellungen aus der bayerischen Geschichte stellt ein frühes und wichtiges Beispiel der im 19. Jahrhundert zentralen Bildgattung der Historienmalerei dar. In gemalter Geschichte suchte vor allem die bürgerliche Gesellschaft der neu entstehenden Nationalstaaten sich ihrer Traditionen und ihrer Identität zu vergewissern. Mit Themen wie der Befreiung des deutschen Heers durch Otto von Wittelsbach oder der Erhebung Maximilians I. zum Kurfürsten knüpfte Ludwig I. an die künstlerische Verherrlichung der Wittelsbacher Dynastie an, die an dieser Stelle bereits mit Ausstellung der Candid-Kartone begonnen hatte. In 16 Wandgemälden sollten jeweils ein kriegerisches Ereignis und eine Friedenstat stellvertretend für jedes der acht Jahrhunderte Wittelsbacher Herrschaft über Bayern nebeneinandergestellt werden. Ergänzende Malereien – den einzelnen Szenen zugeordnete Allegorien der Herrschertugenden (nicht erhalten) und Verkörperungen des Landes Bayern selbst – führten dem Betrachter die segensreiche Regierung des angestammten Herrscherhauses plastisch vor Augen. Mit einem solchen, in dauerhafter Freskotechnik verewigten, allgemein zugänglichen „Bilderbuch“ bayerischer Geschichte hoffte der König, Loyalität und Patriotismus seiner Untertanen zu fördern, gemäß seiner Überzeugung: „Öffentliche Kunstwerke, diese wirken auf das Volk, gehen in’s Leben.“
1943/44 wurde die Hofgartenumbauung teilweise zerstört und zwischen 1947 und 1957 vereinfacht wiederaufgebaut. Der Freskenzyklus zur bayerischen Geschichte wurde zuletzt in den Jahren 2008/16 restauriert.
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