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Die Sammlungen des Königsbaus – Kostbarkeiten aus vier Jahrhunderten

In den rückwärtigen Bereichen des Königsbaus erwarten die Besucher in über 20 Ausstellungsräumen Glanzstücke und Meisterwerke aus den reichen Beständen der ehemaligen Porzellan- und Silberkammern der Wittelsbacher sowie die kostbare Sammlung von Miniaturen. Die Sammlungsräume erstrecken sich auf insgesamt vier Etagen hinter den Nibelungensälen und den königlichen Appartements und sind durch ein internes Treppenhaus direkt miteinander verbunden. Der Zugang erfolgt im ersten Obergeschoss über die Königin-Mutter-Treppe und das Vorzimmer im Appartement der Königin.


 

Tafelsilber – Eine Politik der Pracht

 

Bild: Sogenanntes "Bamberger Tafelsilber", Augsburg, um 1770
Bild: Terrine aus dem Tafelservice Herzog Karls II. August, Detail
Bild: Kasserole
Bild: Chocolatière, Detail
Bild: Terrine, Detail
Bild: Deckelterrine, Platte, Besteck und Gewürzdose, mit Allianzwappen Pfalz-Zweibrücken und Baden, Silber, vergoldet, Johann Jakob Kirstein, Silberschmied, 1796

Mit rund 4000 noch heute vorhandenen Stücken zählt die Silberkammer in der Residenz München zu den umfangreichsten noch erhaltenen fürstlichen Silbersammlungen Europas. Die zum überwiegenden Teil aus Speise- und Gebrauchssilber bestehende Sammlung legt eindrucksvolles Zeugnis der aristokratischen Tischkultur über mehrere Jahrhunderte ab.

Das Tafelsilber war immer – ob im Rahmen festlicher Staatsbankette oder beim intimen Mahl – Teil der herrschaftlichen Repräsentation und symbolisierte den Status, die Exklusivität und – im wörtlichen Sinne – den Glanz der Dynastie. Die glänzenden Silber- und Goldschmiedearbeiten erzählen von Festen, von kostbaren Geschenken und Erwerbungen, die in Friedenszeiten die Tafeln der Kurfürsten und Könige schmückten. Zugleich dokumentiert die heutige Zusammensetzung des Bestands aber auch vergangene Kriegs- und Krisenzeiten, in denen man die Silberschätze einschmolz, um die Staatskasse mit neu geprägten Silbergulden zu füllen.

Während des Dreißigjährigen Krieges gingen große Teile des damaligen Münchner Silberschatzes verloren. Eine große Bereicherung bot dagegen das Silber aus dem Besitz der Pfälzer Wittelsbacher, die seit 1777 als Kurfürsten von Pfalz-Bayern in München regierten. Einen weiteren Zuwachs stellten die umfänglichen Tafelservice aus den 1803 säkularisierten Fürstbistümern Bamberg und Würzburg dar.

So berichten die reichen Bestände der Silberkammer bis heute nicht nur von den modischen Ansprüchen der Wittelsbacher, sondern auch von den politischen Begebenheiten der bayerischen Geschichte in der Frühen Neuzeit.


Porzellan des 18. und 19. Jahrhunderts – Triumph einer neuen Kunst

 

Bild: Blick in die »Porzellan-Pinakothek« Ludwigs I.
Bild: Detail aus der Porzellansammlung
Bild: Sauciere aus dem Service der Königin Karoline
Bild: Detail aus der Porzellansammlung
Bild: Blick in die Porzellansammlung
Bild: Tafelaufsatz aus Meißener Porzellan
Bild: Blick in die Porzellansammlung
Bild: Rhinozeros-Uhr

Die Schausammlung Wittelsbacher Porzellan umfasst wunderbare Zeugnisse des kunsthandwerklichen Könnens aus den europäischen Porzellanmanufakturen des 18. und 19. Jahrhunderts: 1708 war es erstmals gelungen, das „weiße Gold“ außerhalb des asiatischen Raums herzustellen: Sofort entwickelte sich an Europas Höfen eine begeisterte Nachfrage nach dem neuen, europäischen Porzellan. Ausgehend von der Meißner Manufaktur entwickelten sich schnell konkurrierende Betriebe, die als Prestigeobjekte für die Herrschenden höchst qualitätsvolle Luxusgüter produzierten.

Auch die Wittelsbacher verfügten seit der Mitte des 18. Jahrhunderts mit Nymphenburg und Frankenthal über gleich zwei solcher dynastischer „Hausmanufakturen“, deren Spitzenwerke in den neuen Ausstellungsbereichen nun neu und angemessen zur Geltung kommen. Aber nicht nur Produkte aus „eigener“ Herstellung, auch zahlreiche diplomatische Geschenke aus Porzellan erweiterten die Münchner Sammlung beträchtlich. Im Zuge dessen gelangten unter anderem kostbare Porzellane aus der Frühzeit der Meißner Manufaktur, aus dem französischen Sèvres nahe Paris oder aus der Berliner Königlichen Porzellanmanufaktur an den bayerischen Hof. Im 19. Jahrhundert war es dann wieder König Ludwig I., von dem wichtige Impulse ausgingen: In seinem Auftrag fertigte die Nymphenburger Manufaktur künstlerisch wie technisch beeindruckende Kopien nach Stücken aus den königlichen Sammlungen an, die bis heute zu den Meisterwerken der europäischen Porzellanmalerei zählen!

So entstand eine viele hundert Einzelstücke umfassende Sammlung, die nicht nur auf eindrückliche Weise die Entwicklung der europäischen Porzellankunst nachzeichnet, sondern zugleich die wechselnden internationalen Kontakte zwischen den familiär und politisch verbundenen Höfen Europas dokumentiert.


Fürstentafeln – Tafelkultur des 18. und 19. Jahrhunderts

 

Bild: Blick in die Porzellansammlung
Bild: Porzellansammlung, Raum 14
Bild: Detail aus der Porzellansammlung
Bild: Blick in die Porzellansammlung
Bild: Detail aus der Porzellansammlung

Am Ort des 1944 untergegangenen Speisesaals des Königsbaus zeugen heute prächtig eingedeckte Silber- und Porzellantafeln vom Statusdenken der Wittelsbacher Herrscher, ihrem Willen zur Pracht, zudem vom Wechsel der modischen Stile und viel Kunstverstand. Die Festtafeln präsentieren nicht nur beeindruckende Ensembles aus dem Bestand der ehemaligen kurfürstlich-königlichen Porzellan- und Silberkammern in historischer Anordnung. Zugleich zeichnen sie vor den Augen der Besucherinnen und Besucher die ausgefeilte Symbolik nach, die das komplexe fürstliche Speisezeremoniell bis ins 19. Jahrhundert auszeichnete, und die all dem materiellen und künstlerischen Aufwand, der im Bereich der höfischen Tafelkultur betrieben wurde, zugrunde liegt.

Besondere Höhepunkte bilden das prunkvolle Porzellanservice, das der Berliner Hof 1842 als Hochzeitsgeschenk für den bayerischen Kronprinzen Maximilian und seine Braut Marie von Preußen nach München sandte, sowie das umfängliche silbervergoldete Tafelservice König Max I. Joseph. Dieses herausragende klassizistische Ensemble fertigten die Pariser Goldschmiede Martin-Guillaume Biennais und Jean-Baptiste-Claude Odiot ursprünglich 1807-1809 für König Jérôme von Westfalen, den Bruder Kaiser Napoleons. Kurz darauf wurde es vom bayerischen Hof erworben.


Miniaturgemälde – Wunderwelten auf kleinstem Raum

 

Bild: Orpheus und die Tiere, Johann König, Miniaturgemälde
Bild: Ludwig I. als Kronprinz in Uniform, Jean-Baptiste Jacques Augustin, Miniaturgemälde
Bild: Eislauf, Hans Bol, Miniaturgemälde
Bild: Junger Mann in dunkelbraunem Wams, Miniaturgemälde
Bild: Neptun und Amphitrite, François Bouly, Miniaturgemälde
Bild: Schloss Nymphenburg, Maximilian de Geer, Miniaturgemälde

Die Miniaturensammlung der Residenz zählt zu den international anspruchsvollsten Kollektionen dieser Art. Sie umfasst ein breites Spektrum an Miniaturen aus der Zeit des 16. bis 19. Jahrhunderts. Die wunderschönen, oftmals nicht mehr als handtellergroßen Kleingemälde zeigen detailreiche Landschaften, anmutige Porträts, mythologische oder biblische Szenen und geistreiche Allegorien.

Die Ursprünge der Miniaturenmalerei liegen in der mittelalterlichen Buchmalerei. Mit dem Aufstieg des gedruckten Buches wandelte sie sich zur eigenständigen Kunstform, die auf Pergament, auf Email oder kostbarem Elfenbein ausgeführt wurde. Miniaturen waren sowohl als Liebhaberstücke – eine Gemäldesammlung „en miniature“ – hochbegehrt, wie auch als „intime Kunstwerke“, die im handlichen Porträt das Andenken an geliebte Mitmenschen verewigten. Die verschiedenen Funktionen der kleinen Kostbarkeiten und die unterschiedlichen Kontexte, aus denen heraus sie entstanden, können nun beim genussvollen Detailstudium in der neuen Ausstellung nachvollzogen werden.


Neben den hier vorgestellten Sammlungen sind auch die folgenden Kollektionen einen Besuch wert:
Reliquiensammlung – Mystische Kostbarkeiten in Gold und Kristall
Ostasiensammlung – Zerbrechliche Schätze vom anderen Ende der Welt.


 


 
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